Der 日比谷公園 (Hibiya-Park) liegt direkt gegenüber dem Kaiserpalast in Kasumigaseki, ein recht großes Gelände. Ich kann gar nicht mal sagen, ob der noch auf „originalem“ Festland liegt; die künstlichen Landaufschüttungen in der Bucht von Tokyo sind nämlich nicht nur Odaiba jenseits der Rainbow Bridge, sondern auch viele Stadtteile, von denen man das gar nicht vermutet. Der Kaiserpalast, seinerzeit natürlich die Burg von Edo, lag nicht direkt an der Küste, aber ziemlich nahe. So einige Stadtteile da sind bereits aufgeschüttet.
Im Hibiyakōen jedenfalls fand vom 16. bis 25. Dezember der Deutsche Weihnachtsmarkt statt. Wollt’ ich doch mal hingehen, um zu schauen, ob’s da auch ordentlich deutsch zugeht.
Auf den ersten Blick eher japanisch: streng getrennt in verschiedene Bereiche. Holzhäuschen wie auf deutschen Weihnachtsmärkten, das stimmt schon mal. Und eine Weihnachtspyramide aus einem Kaff namens Seiffen – hat davon schon mal jemand gehört? Ein großer Gastronomiebereich, getrennt davon die kleinere Ecke mit Kunsthandwerk, und davon räumlich deutlich getrennt eine japanische Aufmachung (keine einzelnen Stände, sondern alles nebeneinander unter demselben Zelt) mit eher einheimischen Lebensmitteln und Verkäufen bis hin zu Möbeln. Wobei man zugeben muss, dass dieser letzte Teil deutlich am dünnsten besucht war, genau wie in Deutschland zog es die meisten Leutinnen und Leute zu den Futterständen.
Ein Zelt mit Beschallung gab es auch, und wenn ich „Y.M.C.A.“ zu Weihnachten auch irgendwie unpassend finde, paßte „Feliz Navidad“ schon viel besser – eins meiner Lieblingsweihnachtslieder übrigens. Ansonsten plätscherten aus den Lautsprechern irgendwelche neuzeitlichen deutschen Weihnachtslieder, die ich nicht kannte.
Ich habe Nürnberger Rostbratwurst gegessen, mit Sauerkraut und Sämpf, die war sehr lecker, allerdings natürlich auch eine japanische Portion – vier Würste von der Größe eines kleinen Fingers und ein Teelöffel saures Kraut dazu, das aber für 700 ¥ (zu der Zeit etwa € 5,70). Danach ein Licher-Bier beim Ampelmann (0,3 l 800 ¥/€ 6,55), und schließlich je einen weißen und roten Glühwein ohne Schuß für je 600 ¥ (€ 4,90) das kleine Täßchen.
Ins Gespräch gekommen bin ich dabei mit einem Rentnerpaar aus Waiblingen bei Stuttgart, die ihren Sohn besuchten, der mit einer Südamerikanerin verheiratet ist und in Japan lebt. Wenn das nicht Mutti Kutti ist …
Der Winter in Japan ist generell kalt, aber klar und trocken. An den Tagen um meinen Weihnemarktbesuch war es aber ziemlich mild, und so war auch dieser Abend angenehm. Und nun ein paar Lichtbilder von dem ganzen. ^^
Der Eingang von der Ostseite aus.
Weihnachten am Horizont. ^^
Die Weihnachtspyramide aus Seiffen. Ich weiß nicht, wo Seiffen liegt, aber prima bauen können sie da.
Gut besucht.
„Wo sind wir eigentlich?“ „Hmmm … oh, schau: eine Warteschlange! Wir müssen in Japan sein!“
Bei Meister Lorscheider habe ich die Bratwurst gegessen. War lecker, hätte eben nur auch gern dreimal so viel sein können …
So weit läuft der!
Fragt mich gar nicht erst …
Und hier nun der Kunsthandwerkteil.
Das Erzgebirge ist unseren japanischen Freunden aber zu lang. Die Katakana bedeuten: Erzmarket. ^^
Und so würde der Weihnemarkt aussehen …
… wäre er in Japan erfunden worden.